Häufig klagen im Coaching Führungskräfte über zu viel Arbeit und über die Unselbständigkeit der Mitarbeiter. Einer von mehreren Gründen sind die Rückdelegationen von Problemlösungen auf den Schreibtisch des Chefs. Führungskräfte sollen Mitarbeitern bei der Problemlösung helfen, jedoch nicht deren Arbeit machen. Lassen Sie die Problemlösung beim Mitarbeiter. Damit stärken Sie die Selbstverantwortung.
Hinterfragen Sie Ihre Motive
Was treibt Sie an, der Problemlöser der Mitarbeiter zu sein? Manche Menschen wollen einfach anderen helfen und machen deren Arbeit. Damit bleiben Sie beliebt im Team und die Mitarbeiter schätzen Sie. Sie entlasten damit einzelne Personen und laden sich erheblich mehr Arbeit auf. Vielleicht brauchen Sie die Bestätigung, dass Sie die Facharbeit immer noch sehr gut beherrschen und in Details „zuhause“ sind. Wenn Sie die Probleme lösen, dann fühlen Sie sich sicher, dass es eine gute Lösung gibt. Schließlich verantworten Sie die Ergebnisse nach „außen“ und nach „oben“. Vielleicht haben Sie noch andere Motive? Ihre Entscheidung ist menschlich verständlich, jedoch nicht hilfreich, wenn Sie weniger arbeiten und die Eigenständigkeit der Mitarbeiter fördern wollen.
Rückfragen – Ihre Schwachstellenanalyse
Wer kommt wie oft mit welchem Thema und will von Ihnen? Analysieren Sie die Rücksprachen der Mitarbeiter. Sie erkennen schnell, wo jemand nicht weiterkommt. Fehlt es an fachlichem Knowhow, an Lösungskompetenz, am nötigen Kompetenzrahmen, an der Motivation die Komfortzone zu verlassen oder an der Risikobereitschaft in Eigenverantwortung zu entscheiden? Schreiben Sie sich alle Rücksprachesituationen in den nächsten vier Wochen auf einen Zettel und werten Sie diese aus. Sie können sehr schnell entsprechende Maßnahmen je nach Motive ergreifen und unnötige Rücksprachen abstellen. Es gibt sicherlich auch berechtigte Rücksprachen, wenn die Kompetenzen des Mitarbeiters für eine Lösung nicht ausreichen.
„Was können wir denn da tun?“
Vermeiden Sie diese Formulierung! Der Mitarbeiter hört sofort heraus, dass Sie sich engagieren und Teil der Lösung sind. Geschickte Personen nutzen dies aus und lassen Sie oder andere Personen für eine Problemlösung sorgen. Sie lehnen sich zurück und lassen andere arbeiten. Der „Problemaffe“ des Mitarbeiters sitzt ganz schnell auf Ihren Schultern. Dort gehört er nicht hin. Der Mitarbeiter wird damit kein Problemlöser, sonder ein guter Rückdelegierer.
Helfen Sie dem Mitarbeiter bei der Lösung seines Problems, anstatt es für ihn zu erledigen. Intervenieren Sie mehr als Coach. Stellen Sie gute Fragen, die den Mitarbeiter zu einer Lösung bringen und seine Kreativität anregen. „Was können Sie jetzt alles tun?“ „Was haben Sie schon probiert, mit welchem Ergebnis?“ „Welche ähnlichen Probleme haben Sie schon gelöst? Wie sind Sie da vorgegangen?“„Wo finden Sie Informationen, die Ihnen bei der Bearbeitung helfen?“ „Wie können Sie Ihre Lösungskompetenz erweitern?“ Halten Sie das Schweigen aus, wenn nicht gleich Antworten kommen.
Verlangen Sie bei Rücksprachen von Problemen immer einen ersten Lösungsansatz. Vorher braucht der Mitarbeiter erst gar nicht kommen. Diesen diskutieren Sie gerne mit ihm und geben ihm ein Feedback dazu. Geben Sie die Problemlösung ins Team. Er soll andere Kollegen nach Lösungen fragen. Damit stärken Sie die Lösungskompetenz im Team. Es wird Ihren Arbeitstag erleichtern. Manche Mitarbeiter kommen nicht mehr, weil sie schon eine brauchbare Lösung gefunden haben. Sie arbeiten damit am System und stärken das Team. Ihre Arbeitsbelastung wird sich dadurch verringern. Sie machen sich in einem guten Sinne entbehrlich.
Bitte schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen und Praxissituationen!
Die Autoren
Alois Summerer ist seit vielen Jahren erfolgreich als Unternehmenscoach tätig. Während dieser Zeit sammelte er in der Arbeit mit Teams wertvolle Erfahrungen und spezialisierte sich auf das Thema Agilität.
alois.summerer@as-team.net
Paul Maisberger vermittelt sein Wissen u.a im Rahmen von Unternehmer- und Gründercoachings. Die Bedeutung von Agilität für erfolgreiches Management erkennend, konzentrierte er sich ganz auf diesen Themenbereich.
paul.maisberger@as-team.net
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